Sternennebel

Rezension:
»Sternennebel« von Adam Roberts
Veröffentlichung: 2006 im Heyne Verlag
Originaltitel: „Salt“

von Jürgen Gäb

Der Roman heißt im Original »Salt«, nach dem Planeten, der kolonisiert wird. Der Deutsche Romantitel ist, wie bei den beiden andern Werken, die ich von ihm schon kenne, total bescheuert.

Im Gegensatz zu den anderen beiden (die Werk haben aber überhaupt nichts miteinander zu tun, spielen nicht mal im selben Universum) braucht »Salt« aber ziemlich lange, um Fahrt aufzunehmen: 150 Seiten muss man sich gedulden.
Hätte ich die beiden anderen nicht gekannt und für so gut befunden, hätte ich die Lektüre wahrscheinlich abgebrochen.
Faszinierend finde ich bei Adam Roberts nach wie vor, dass er seine Hauptfiguren so verstörend böse in ihrer unglaublichen Ignoranz und wahrhaft soziopathischem Einfühlungs-Unvermögen für die Gefühle anderer macht. Aber gerade das ist in diesem Werk auch leider weniger ausgeprägt: Die beiden Kontrahenten in »Salt« sind auf ihre Weise bloß Arschlöcher, Kinder ihrer grundverschiedener Kultur, in der sie aufgewachsen sind. Der eine ist ein faschistischer und militaristischer Kapitalist, der andere lebt in einer Gesellschaft, welche dank Computerverwaltung die kommunistische Utopie tatsächlich lebt und gar kein Geldwesen und auch keine ökonomisches Prinzip der Pflicht oder genauer gesagt des Zwangs, arbeiten zu müssen, kennt.
Man weiß schon zu Beginn des Romans, dass diese beiden Gesellschaften in Krieg geraten werden – aber das dauert halt 150 Seiten, bis mal wirklich was passiert.
Leider flaut er dann auf den letzten hundert Seiten auch wieder ab und wird nur noch deprimierend. Die Beschreibungen, wie der Krieg die Beteiligten körperlich, aber auch seelisch verkrüppelt, das liest sich in anderen Romanen besser (zum Beispiel in »Im Westen nichts Neues«, der den Ersten Weltkrieg aus sich eines deutschen Soldaten schildert).
Außerdem kann Adam Roberts seine Romane wohl einfach nicht zu einem zufriedenstellenden Ende führen. Es hört weder einfach auf und man rätselt, wie es wohl weitergeht, noch gibt es einen absoluten Schluss (im Sinne von: alle tot – aus die Maus), nein, leider verläuft die Handlung einfach im Sand.
Bei diesem Roman, der, wie ich schon signalisiert habe, von allen dreien am schlechtesten gefallen hat, frage ich mich auch, ob dem Autor ein richtiges Konzept für einen Plot von immerhin 400 Seiten gefehlt hat. Man schleppt sich durch 150 Seiten, um zu verstehen, was dann auf den nachfolgenden gut 100 Seiten passiert – biese zwei mittleren von den sechs Kapiteln, in die der Roman eingeteilt ist, sind durchaus lesenswert.
Aber dann wird der Roman leider immer lahmer und lahmer.

Ich finde, man hätte ihn von Grund auf anders konzipieren sollen, vielleicht nur aus eine Art Novelle von sagen wir 150 Seiten, dann hätte der Text richtig gut sein können. Leider fällt es mir schwer, eine Leseempfehlung zu geben: Im Vergleich zu den anderen beiden Romanen fand ich diesen wirklich enttäuschend, und ob sich der Aufwand der Lektüre für die guten Passagen in der Mitte lohnt, ich weiß nicht. Dir wird das letzte Kapitel, wo es nochmal zu einem Perspektivwechsel kommt, aber wahrscheinlich besser gefallen, als es bei mir der Fall war – aber leider passt es m. A. nach einfach nicht ins Konzept des Romans. (Weshalb, da müsste ich jetz‘ leider spoilern. 😏)

Bildquelle: https://www.randomhouse.de/content/edition/covervoila_hires/Roberts_ASternennebel_154295.jpg

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